Wie wir Reisedokus drehen
Wir bekommen immer wieder Fragen zu unseren Reisedokumentationen. Welches Equipment nutzt ihr, wie schneidet ihr die Videos und woher habt ihr eure Musik? All das besprechen wir heute. Keine Geheimnisse mehr, versprochen ;)
Moin! Mit der Veröffentlichung unserer Norwegen Reisedokumentation bekamen wir unzählige Kommentare und Fragen zum Thema Filmen und Schneiden.
Wir haben zwar nicht den blassesten Schimmer, was wir mit unseren Motorrädern tun, aber wir verdienen unseren Lebensunterhalt mit Filmen und Schneiden. Daher fühlen wir uns halbwegs qualifiziert, euch ein paar Tipps auf den Weg zu geben. Volle Transparenz von unserer Seite: In dem Artikel befinden sich stellenweise Affiliate Links – zum Glück aber nur von Partnern, deren Zeug wir tatsächlich auch selbst benutzen.
Eine gute Reisedoku ist ein Haufen Arbeit und wir wollen euch daher heute einmal ein Blick hinter die Kulissen werfen lassen: Wie zum Geier macht man eigentlich eine mehr oder weniger gute Reisedokumentation?
1. Schritt: Das Filmen
Bevor wir überhaupt irgendwas zum Schneiden haben, müssen wir selbstverständlich erstmal filmen. Viele Leute denken fälschlicherweise, dass man hierfür unfassbar teures Equipment rumschleppen muss. Das war früher so, heute gibt es aber verflucht günstige und kleine Kameras, die ein super Bild aufzeichnen.
Unsere erste Reisedokumentation in den Alpen haben wir beispielsweise zu 90% mit einer einzigen GoPro Hero 6 aufgezeichnet, die es heute schon nicht mehr gibt. Das Ding kostete damals etwa 250 €. Als Alternative könnt ihr ’ne GoPro Hero 7 nehmen, die wir beispielsweise dieses Jahr in Norwegen verwendet haben.
Diese GoPro brachten wir dann an meinem (Lucas) Helm an und fertig war der Lack. Hier erklären wir, wie wir das gemacht haben:
Kleiner Tipp bei GoPros: Zeichnet beim Fahren im „Super Weit“ Modus auf. So ist das Sichtfeld breiter und man sieht als Zuschauer den ganzen Lenker. Bonuspunkte gibt es für die Bildverzerrung am Rand: Durch das breite Sichtfeld sieht man immer etwas schneller aus, als man eigentlich ist.
Wir zeichnen zudem alles in mindestens 1080p auf (meist 2,7k) und in 60 Bildern pro Sekunde. Das finale Video wird dann in 30 Bildern pro Sekunde gerendert – das gibt uns die Möglichkeit, eine 50% Slowmo auf manche Stellen zu hauen, ohne dass es ruckelig aussieht. 24 Bilder pro Sekunde halten wir für viel zu gering.
Für die Norwegen Reisedoku haben wir ein paar Equipment-Upgrades vorgenommen. Wir waren insgesamt mit 5 Kameras unterwegs: Jeder hatte eine eigene GoPro und eine 360° Kamera von Insta360. Die GoPros waren wie in den Alpen an unserem Kinn montiert. Die 360° Kameras hingen am Lenker und konnten somit sowohl uns als Fahrer, als auch nach vorne filmen. Für externe Aufnahmen nutzten wir die Sony A6300 mit dem Kit-Objektiv. Zusätzlich klebte ich mir noch ein Mikrofon in den Helm, um meine verbalen Reaktionen aufzuzeichnen.
Der Vorteil an diesem Loadout ist das wenige Gewicht und die geringe Größe. GoPros hatten wir immer am Helm, die 360° Kameras hingen am Bike und die Sony Kamera lag im Tankrucksack. Wir brauchten daher kaum zusätzlichen Stauraum, was auf dem Motorrad sowieso Mangelware ist.
Viele Kollegen wie Valle On Tour nehmen auf ihren Reisen auch Festplatten und einen Laptop mit, sodass sie Footage sichern können. Wir machen das nicht, da wir weniger Zeug mitnehmen wollen – auch wenns uns sicherlich früher oder später in den Hintern beißen wird wenn mal eine Speicherkarte abraucht. Wir nehmen deshalb mehrere kleine Speicherkarten mit und wechseln sie einfach hin und wieder aus. Wenn eine kaputt geht verlieren wir dadurch nicht alles. Für größere Reisen (3 Wochen oder länger) würden wir aber auf jeden Fall einen Laptop und ein paar Festplatten empfehlen.
Da wir häufig zelten, ist die Stromversorgung ein kleines Problem. Wir laden daher einige Powerbanks immer während der Fahrt am Motorrad über eine USB-Buchse. Am Abend im Zelt stecken wir dann die ganzen Kameraakkus an die Powerbanks und sind am nächsten Morgen wieder voll. Hat bisher wunderbar funktioniert.
Valle geht in unserem Interview (siehe unten) auch noch etwas mehr darauf ein, was er so dabei hat und worauf er achtet. Beispielsweise hat er auch eine Drohne dabei, was uns persönlich vorerst zu viel Gepäck wäre. Aber dafür hat sein Motorrad ja auch die 5-fache Leistung ;)
Schritt 2: Das Drehbuch - Storytelling
Reisedokumentationen erzählen eine Geschichte. Und Geschichten brauchen ein Ziel oder ein Motiv. Im Grunde muss euch wirklich bewusst werden, dass ihr eine Story erzählt und nicht einfach nur ein paar schöne Straßen filmen solltet. Und Stories leben von Charakteren. Eine Reisedoku ist daher nicht vergleichbar mit einem Urlaubsfilm, den ihr nur für euch oder eure Family dreht.
Menschen müssen die Hauptrolle eurer Reisedoku übernehmen. Bei Long Way Round waren das beispielsweise Ewan McGregor und Charley Boorman, die das erste Mal in ihrem Leben eine derartige Reise unternahmen. Ich als Zuschauer konnte mich wunderbar in ihre Lage hineinversetzen und habe jede Minute mitgelitten.

Bei uns ist das (in weniger spektakulärer Form) das Gleiche. Sophie und ich sind absolute Motorradanfänger. Wir wollen, dass ihr euch in unsere Lage hineinversetzen könnt. Unsere drei letzten Reisedokus lassen sich im Grunde so zusammenfassen:
Alpen Reisedoku: Zwei Anfänger gehen das erste Mal in ihrem Leben auf Motorradtour.
Westalpen Reisedoku: Ein Anfänger fährt das erste Mal alleine auf eine offroad Motorradtour.
Norwegen Reisedoku: Zwei Anfänger fahren das erste Mal weiter weg, haben ihre erste Panne und suchen ihren ersten Elch.
Klar geht es bei diesen Filmen auch um die schöne Landschaft. Aber die Landschaft ist nie der Hauptdarsteller. Es geht immer um uns. So selbstverliebt das klingen mag.
Der Zuschauer muss sich mit irgendwas identifizieren können und daher muss euch klar sein, dass Menschen und deren Höhe- und Tiefpunkte in eine gute Reisedokumentation gehören.
